Jede*r von uns trägt sie: Baumwolle. Doch wie werden Textilien aus Baumwolle hergestellt? Und was unterscheidet Biobaumwolle von der konventionellen Variante?
Laut dem WWF bestehen etwa die Hälfte aller Textilien weltweit aus Baumwolle oder Mischungen davon. Das bedeutet auch, dass die Art der verwendeten Baumwolle einen richtig großen Unterschied machen könnte! Bisher liegt der Anteil von Biobaumwolle allerdings leider immer noch bei unter einem Prozent. Wenn sich das ändern soll, sind auch wir als Konsument*innen gefragt. Je höher die Nachfrage und explizite Wahl von "bio" bei Textilien, desto eher kommen Produzent*innen diesem Wunsch nach. Für sie sind die Hürden für den Bioanbau recht hoch und kostspielig, weshalb ein guter Anreiz umso wichtiger ist.
Doch was genau macht Baumwolle so ressourcenintensiv?
Und was ist an "Bio" dann wirklich besser?
Weltweit wächst Baumwolle in etwa 50 Ländern. Diese sind meist Schwellen- oder Entwicklungsländer. Das heißt auch, dass Millionen Menschen weltweit wirtschaftlich von der Baumwollindustrie direkt oder indirekt abhängig sind. Leider bleibt oft bei den Arbeiter*innen, die ganz unmittelbar am Anbau und der Weiterverarbeitung der Baumwolle beteiligt sind, am wenigsten übrig.
Dazu kommt, dass Baumwolle eine der weltweit am meisten mit chemischen Pestiziden behandelten Pflanzen ist (rund 10-20 Prozent des weltweiten Pestizideinsatzes). Die Pestizide wirken aber nicht nur auf Ungeziefer, sondern sind auch oft aggressiv und gesundheitsschädigend für Arbeiter*innen und die unmittelbare Umwelt (Flora, Fauna und Grundwasser).
Monokulturen verschlimmern diese Lage noch, da die in Monokultur angebauten Pflanzen anfälliger sind für Schädlinge und Krankheiten. Deshalb werden die Pflanzen oft im Vorhinein aus gentechnisch verändertem Saatgut gezogen, um sie noch resistenter gegen Keime und Schädlinge zu machen. Darunter leidet wiederum die Biodiversität und auch die Qualität der Böden, die durch die immer gleiche Nutzung ausgelaugt werden. Baumwolle braucht zudem viel Wasser. Es wird angenommen, dass 3% des weltweiten Süßwasserverbrauches auf den Baumwollanbau zurückzuführen ist. Handelt es sich dabei um Monokulturen, steigt der Verbrauch erheblich an, da die ausgelaugten Böden Wasser nicht so gut aufnehmen und speichern können wie "gesunde" Böden.
Ist das nun beim Bio-Anbau alles besser?
Jein. Ganz genaue Vergleichszahlen gibt es leider noch nicht sehr viele und wenn, variieren sie stark.
Was man aber festhalten kann, ist: die Verwendung von genmanipuliertem Saatgut ist beim biologischen Anbau verboten. Die Pflanzen sind also vielleicht nicht so groß und ertragreich, lassen jedoch mehr Biodiversität zu. Zudem ist auch der Einsatz von chemisch-synthetischen Düngemitteln und Pestiziden beim Bio-Anbau verboten. Der Schutz der Pflanzen erfolgt mit traditionellen Methoden – so überleben ohne Gifte zwar mehr Schädlinge, allerdings auch deren Fressfeinde, die den Befall auf natürliche Weise eindämmen.
In einer Wechselwirtschaft, also dem Gegenteil von Monokultur, gibt es auch noch andere Pflanzen, sodass die Baumwolle von zu großem Fraß verschont bleibt. Zudem ist eine gute Wechselwirtschaft Erholung für die Böden – durch den abwechselnden Anbau von stark- und weniger stark zehrenden Pflanzen sowie Pflanzen mit unterschiedlichen Nährstoffansprüchen wird der Boden nicht komplett ausgebeutet und hat immer wieder Erholungsperioden. Dadurch können auch Nährstoffe und Wasser besser gespeichert werden. Im besten Fall benötigt Biobaumwolle also auch weniger externe Wasserzufuhr. Das ist allerdings sehr unterschiedlich und lässt sich schwer messen – je nach Anbaugebiet und Bodenbeschaffenheit sowie Art der Baumwolle.
Fest steht trotzdem, dass Biobaumwolle umweltverträglicher und weniger gefährlich in Verarbeitung und Anbau ist als Konventionelle. Beim konventionellen Anbau können teilweise noch in fertigen Textilien Spuren der Pestizide stecken und Haut und Atemwege reizen. Das ist für uns als Endverbraucher*innen nicht schön und für die Menschen, die den Rohstoff verarbeiten, eine Katastrophe.
Etwa 75% des weltweiten Baumwollertrages kommt von Kleinbetrieben / Kleinbäuer*innen mit nur wenig Land. Beim Bioanbau können diese oft etwas bessere Preise bzw. Löhne erzielen. Dies ist jedoch nicht automatisch so, sondern wird von den abnehmenden Textilfirmen mitbestimmt. Und da kommen wir ins Spiel, wir als umgekrempelt und ihr als Kund*innen:
Woher weiß ich, dass Biobaumwolle drin ist, wo es draufsteht? Kommt mein Kleidungsstück von einem der Betriebe, die es "besser" machen?
Bessere Löhne bzw Preise für die Erträge kommen meist durch feste Verträge und Kooperationen mit Herstellern ökologischer und fairer Kleidung zustande. Da die Baumwolle durch so viele Hände geht, bevor sie als Kleidung bei uns verkauft wird, lässt sich aber nur sehr schwer nachvollziehen, wo und wie der Rohstoff ursprünglich angebaut wurde.
Dabei helfen uns Siegel und auch Marken, von denen wir wissen, dass Ihnen selbst Transparenz in der Lieferkette besonders wichtig ist. Nicht jedes Siegel bedeutet gleich "sozial & ökologisch", aber es gibt ein paar, die sehr etabliert und gut geprüft sind.
Dazu zählen zum Beispiel
- GOTS (Global Organic Textile Standard)
- die Fair Wear Foundation
- FairTrade Cotton
- FairTrade Textile Production
Zu den Siegeln wird es bald noch einen eigenen Blogbeitrag geben. Wenn ihr mehr darüber und über Biobaumwolle erfahren möchtet, sprecht uns gerne an. Wir haben viel zu erzählen über unsere Materialien, Marken und darüber, wie man wirklich nachhaltige Kleidung erkennt.
Alles Liebe
Lisa
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