Wie ich simplimentär auf Instagram gefunden habe, weiß ich nicht mehr. Was ich aber noch sehr gut weiß, ist, wie sich diese Instagram-Bekanntschaft ins reale Leben übertragen hat. Wir folgten uns, man kannte sich - aber eben doch nicht so sehr als dass es für Small Talk im Supermarkt gereicht hätte. Bis Lisa eines Tages mit ihrem Kalender bei mir im Laden auftauchte. Damals stand ich noch meistens selbst hinter der Theke, ein Zustand, den ich aber gerade dabei war zu ändern. Und so verließ Lisa den Laden nicht nur mit einer Zusage, dass wir ihre Produkte verkaufen würden, sondern auch mit einem Jobangebot. Danke, liebe Lisa, für deine tollen Produkte und dass du schon so lange im Team bei umgekrempelt bist!
1. Wer bist du und was machst du?
Ich bin Lisa, Designerin und Illustratorin. Ich gestalte nachhaltige Papeterie, Schmuck und andere schöne Kleinigkeiten.
2. Wie bist du dazu gekommen, ein Label zu gründen? Was hat dich dazu inspiriert und was motiviert dich?
Das Label entstand aus meinem ersten Produkt, dem Herzstück sozusagen: der Prototyp des Simplimentär Nachhaltigkeitsplaners war meine Abschlussarbeit des Designstudiums. Ich wollte einen Begleiter schaffen, der einen beim Weg in ein nachhaltigeres Leben unterstützt, ohne mit erhobenem Zeigefinger daher zu kommen. So etwas hätte ich mir selbst gewünscht, als ich angefangen habe, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Ich war so inspiriert und voller Spaß am Ausprobieren. Das wollte ich weitergeben! Inspiriert bin ich meistens vor allem durch die Natur und die Formen und Farben, die ich da finde. Aber auch alte Bauwerke oder Handwerk inspirieren mich. Ich liebe alles, was man analog und mit den Händen gestalten kann. Klar bearbeite ich meine Produkte oft am Computer nach oder erstelle dort Layouts. Aber alle Illustrationen werden erst mal von Hand angefertigt, damit ich ein Gefühl dafür bekomme.
3. Wie setzt du das Thema "Nachhaltigkeit" in deinem Unternehmen um?
Ich versuche mein Bestes, in jedem Bereich meines Unternehmens möglichst nachhaltig zu agieren. Angefangen natürlich von meinen Produkten selbst, die sich auch inhaltlich oft mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Für die Produktion verwende ich ausschließlich Recycling- und Graspapier. Graspapier ist nicht nur super schön anzusehen, sondern besitzt auch eine tolle Haptik und verwendet ansonsten ungenutzte, schnell nachwachsende Rohstoffe. Für meinen Schmuck verwende ich oft Vintage-Perlen und Steine, die ich auf Flohmärkten entdecke. Ich verschicke Lieferungen plastikfrei an meine Kund*innen.
4. Gute Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne sind uns sehr wichtig. Wie sorgst du dafür, dass in deinem Produktionsprozess alles fair zugeht?
Einen "Produktionsprozess" in dem Sinne gibt es bei mir nur in sehr kleinem Rahmen. Mein Label, das bin nur ich, und die meisten meiner Produkte werden handgemacht. Zum Druckprozess erzähle ich unter den folgenden Fragen noch ausführlicher.
Das mit den existenzsichernden Löhnen ist bei kleinen Unternehmen ein Knackpunkt. Auch ich gehöre nicht zu denen, die vom Einkommen ihres Labels komplett leben können.
Dazu sind die Produktionskosten bei nachhaltigen und kleinen Auflagen zu hoch und der Verkaufspreis soll ja auch noch im Rahmen bleiben. Ich wünsche mir, dass Kund*innen meinen Aufwand und die Arbeit, das Herzblut, die Rohstoffe, wertschätzen. Gleichzeitig möchte ich Preise bieten, die sich ganz normale – auch junge – Menschen leisten können. Deshalb arbeite ich daran, bekannter zu werden und größere Auflagen produzieren zu dürfen. Auch alternative, gemeinschaftliche Fianzierungsformen, wie das Crowdfunding, haben mir dabei schon sehr geholfen (hier gehts zur Kampagne).
5. Nach welchen Kriterien wählst du deine Materialien aus? Welche verwendest du? Haben deine Materialien ein Nachhaltigkeitssiegel?
Wie bereits oben erwähnt, verwende ich vor allem Gras- und Recyclingpapier. Das sind für mich zwei tolle Alternativen zu herkömmlichem Papier aus Holzzellstoff. Das Graspapier wird klimaneutral gedruckt, für den Druck auf Recyclingpapier zahle ich einen CO2-Ausgleich. Der Druck auf Graspapier erfolgt chemikalienfrei, mit Ökostrom und Farben auf Pflanzenölbasis. Zudem wird auf Gelatine und andere tierische Produkte verzichtet. Alle Papeterieprodukte sind also vegan.
Bei Papier gibt es nicht so große Siegel wie zum Beispiel bei Kleidung: der blaue Engel zeigt beispielsweise Recyclingpapier an, FSC steht für nachhaltigere Forstwirtschaft. Graspapier hat kein Siegel, ist aber meiner Meinung nach viel nachhaltiger als Papier aus Abholzung.
Beim Schmuck ist es mir wichtig, möglichst viele Komponenten secondhand zu bekommen. Das ist mir besonders bei Mineralien und Korallen ein Anliegen, da beides unter wenig nachhaltigen und humanen Bedingungen abgebaut wird und ich das nicht unterstützen möchte. Es gibt so viele Rohstoffe, die einfach schon da sind, da ist das Upcycling eine richtige Freude!
6. Wo werden deine Produkte hergestellt? Und von wem?
Meine Produkte werden alle so regional wie möglich hergestellt.
Gedruckt werden Prints, Postkarten und Co. meist im Raum Stuttgart von einer regionalen, nachhaltigen Druckerei. Das verwendete Graspapier wird in Deutschland produziert.
Den Schmuck stelle ich selbst von Hand in meiner kleinen Werkstatt daheim her, genau wie alle Illustrationen. Die Rohstoffe für den Schmuck bekomme ich oft aus Secondhand-Schmuck, von Flohmärkten sowie einem Kleinunternehmen in der Türkei (Metallteile).
7. Eure Marke in 3 Worten:
einfach, bewusst, anders (leben)
8. Welches ist dein Lieblingsprodukt von dir? (schwierig, das wissen wir!)
Auf jeden Fall natürlich der Simplimentär Kalender, weil da einfach so viel Zeit und Herz hineingeflossen sind. Außerdem einige Schmuckstücke, zum Beispiel die Creolen 'Maiglöckchen', die ich selbst auch gern trage.
9. Welches ist euer Lieblingsprodukt einer anderen öko–fairen Marke?
Ui, schwierige Frage! Meine Latzhose von Lucy & Yak und ein Pullover von Twothirds sind auf jeden Fall dabei. Und die Unterwäsche von Organic Basics :)
10. Wo findet man weitere Informationen über dich?
unter simplimentaer.com
11. Was sollten unsere Kunden unbedingt noch über dich wissen?
Anfangen und Ausprobieren sind Zauberworte, wenn es um den Weg in ein nachhaltigeres Leben geht. Man kann nicht auf einmal ALLES richtig machen, aber wenn man irgendwo anfängt, ergibt sich der nächste Schritt oft ganz von selbst. Und die Freude dabei, die kommt eben auch :)
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